Casablanca heizt mit der Klima- und Lüftungsanlage

Best Practice-Beispiel

Mit Hilfe einer Klimabilanzierung hat das Nürnberger Casablanca Filmkunsttheater die CO2-Emissionen berechnet, die durch den Kinobetrieb verursacht werden. Dabei sind alle relevanten Emissionsquellen wie die Wärme- oder Kälteerzeugung im Gebäude sowie Stromverbrauch mit indirekten Emissionsquellen aus Bereichen wie Concession zusammengeführt worden. Zusätzlich wurde außerhalb der eigentlichen Bilanzierung auch die Anreise der Gäste abgeschätzt. Aus der Erhebung der Verbräuche sollen entsprechende Maßnahmen abgeleitet werden, um bestimmte CO2-Emissionen zu vermeiden oder zu reduzieren. Da nach dem Erhebungszeitraum vom April 2019 bis zum März 2020 ein monatelanger Lockdown bestand, sind die erhobenen Daten mit dem aktuellen Betrieb aber vorerst kaum vergleichbar.

 

„Die Prüfung der Verbräuche hat ergeben, dass unsere Heizkosten schon nach dem ersten Bauabschnitt der Lüftungsanlage für den Kinosaal im Obergeschoss um 20 Prozent gesunken sind”, erklärt der Theaterleiter Matthias Damm. Die Lüftungsanlage für den mittleren Kinosaal, der über 44 Plätze verfügt, ist 2018 erneuert und mit einer Regelungstechnik ausgestattet worden, die eine bedarfsgerechte Belüftung ermöglicht. Statt einer ausschließlichen Belüftung per Zu- und Abluft sorgen Sensoren dafür, die Luftqualität anhand der CO2-Konzentration zu messen.

 

2019/20 ist auch für den großen und kleinen Saal mit 90 und 26 Plätzen eine neue Klima- und Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung installiert worden. „Seitdem wird unsere Zentralheizung an vielen Abenden kaum noch benötigt“, sagt Matthias Damm. „Sie dient nur noch dazu, zu Beginn des Betriebes die Räume auf die notwendige Temperatur zu bringen, was dank einer ausgeklügelten Regelungstechnik genau zum richtigen Zeitpunkt passiert.“ Dank der Wärmerückgewinnung kann die Grundwärme dann selbst bei höheren Luftwechselraten im Saal gehalten werden. „Jede Person im Saal ist eine zusätzliche Wärmequelle.“

 

Die Klima- und Lüftungsanlage fungiert zudem als eine effiziente zusätzliche Heizung, da sie selbst bei niedrigen Außentemperaturen als Wärmepumpe Wärme aus der Umgebungsluft in den Saal einbringt – ein Aspekt, der bei der Planung der Anlage nicht im Mittelpunkt stand, sich seitdem aber als sehr nützlich und effektiv herausgestellt hat. Dabei wird die Funktion der Klimaanlage umgedreht: Ein Ventilator saugt Außenluft an, die über Wärmetauscher das Kältemittel in der Wärmepumpe zum Verdampfen bringt. Mittels Kompression wird die Luft im Wärmepumpenkreislauf auf ein höheres Temperaturniveau gebracht – das funktioniert erstaunlicherweise sogar bei sehr niedrigen Außentemperaturen. Nützlich ist das sowohl an sehr kalten Tagen als auch in der Übergangszeit, in der die Zentralheizung nun an vielen Tagen abgeschaltet bleiben kann.

 

Wärmepumpen nutzen für die Wärmeerzeugung bis zu 75 Prozent Umweltwärme und rund 25 Prozent Strom als Antriebsenergie für den Kompressor und die Umwälzpumpe. Mit einer Kilowattstunde Strom können bis zu vier kWh Wärme erzeugt werden. Im Casablanca wird die raumlufttechnische Anlage mit Ökostrom aus dem öffentlichen Netz gespeist. „Es ist für uns viel effektiver, Bedarfsspitzen der Heizung über die Klimaanlage abzudecken, da sie wesentlich weniger träge ist als die Gaszentralheizung und wesentlich effektiver als die in der Lüftungsanlage verbaute Elektroheizung“, sagt der Theaterleiter. „Die Klima- und Lüftungsanlage ist wesentlich sparsamer und bietet einen höheren Komfort.“

 

Die Installation der Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ist mit Unterstützung der Projektkinoförderung des FFF Bayern und der FFA finanziert worden. Die Klimatisierung der Kinosäle und Technikräume ist im Rahmen des Zukunftsprogramm Kino I gefördert worden. Die Lüftungsanlagen waren die einzigen technischen Einrichtungen, die das Team vom Casablanca seit der Übernahme des Kinos im Jahr 2009 nicht saniert bzw. ausgetauscht hatte. Die Einsparung von Energie war dabei ein entscheidender Faktor. Der Hauptgrund für die Umrüstung war, dass die Altanlage sich nicht eignete, ausreichend Luftdurchsatz zu schaffen, um ein angenehmes Raumklima zu erzeugen. „Vor allem im Winter musste man sich entscheiden, ob es im Saal stickig war oder viel zu kalt“, sagt Matthias Damm.

 

Wir hatten eigentlich erwartet, dass die Nutzung der Klimaanlage im Sommer den Einspareffekt durch die geringeren Heizukosten zunichte machen würde - das scheint aber gar nicht der Fall zu sein: Aktuell sind die Temperaturen nicht allzu hoch. Wir stellen aber dennoch fest, dass allein das Nachlaufen der Lüftung und die Einbringung der kalten Nachtluft verhindert, dass sich das relativ gut gedämmte Gebäude zu stark aufheizt. Matthias Damm, Theaterleiter, Casablanca, Nürnberg