Cinecitta in Tilburg verwendet Papier aus Agrarabfällen

„Global denken, lokal handeln“ lautet das Motto des Earth Day , der jedes Jahr am 22. April als weltweiter Umweltaktionstag in über 190 Ländern stattfindet. Der Tag der Erde soll zu einem umweltbewussten Handeln motivieren, was in vielen Arbeits- und Lebensbereichen möglich ist.

 

Das im niederländischen Tilburg beheimatete Kino Cinecitta setzt im Bereich Gebäude- und Haustechnik mit der Nutzung von selbst produzierten Solarstrom, Abwärmenutzung und einem Pelletofen auf eine Reihe von Maßnahmen, um seinen ökologischen Fußabdruck zu senken. Auch bei der Promotion des Internationalen Cinecitta Filmfestivals kommen nachhaltige Materialien zum Einsatz. Für die Produktion der Plakate und Programme im Taschenformat verwendet der Kinobetreiber Jasper Naaijkens Papier, das aus Agrarabfällen hergestellt wird. Der Zellstoff für die Papierproduktion wird aus den Stängeln und Blättern von Nutzpflanzen wie Reis, Weizen, Gerste, Mais, Hanf oder Zuckerrohr gewonnen, die bislang zum Großteil als landwirtschaftliche Abfälle in Biokraftwerken oder in ärmeren Weltregionen unter freiem Himme verfeuert werden.

 

Bei dieser Methode gehen nicht nur wertvolle Rohstoffe verloren, sondern es wird zudem CO2 freigesetzt, der Boden verschmutzt und die Luft verpestet. Landwirtschaftliche Abfälle sind ein Sekundärrohstoff, der sich für die Herstellung von Papier und Karton einsetzen lässt. Der europäische Markt für Papier und Karton verfügt über ein Volumen von über 100 Milliarden Euro, was etwa 20 Prozent des Weltmarkts entspricht. Der Bedarf wird aus Plantagenwäldern und Recyclingpapier gedeckt. Deutschland importiert nahezu 80% des Zellstoffs für seine Papierproduktion aus Brasilien und anderen Regionen Südamerika, deren Naturwälder zum Großteil bereits gerodet worden sind.

 

Mit der Umwandlung von landwirtschaftlichen Abfällen in hochwertiges Papier und Karton setzt das niederländische Unternehmen PaperWise auf eine umweltfreundlichere Lösung. Seit 2015 sind über 9.000 Tonnen Agrarabfälle zu Drucksachen und Verpackungen verarbeitet worden, wodurch 26.500 Bäume und 13.500 Tonnen CO2 eingespart worden sind. Um die Umweltauswirkungen der Faserherstellung aus FSC-zertifizierter Forstwirtschaft, recyceltem Papier und PaperWise miteinander vergleichen zu können, ist in der Fakultät für Umwelttechik an der Universität in Amsterdam eine Ökobilanz erstellt worden.

 

Dabei wurden die Folgen des Einsatzes von Rohstoffen, Chemikalien, Wasser, Energie, Maschinen und Abfällen auf die Umwelt über den gesamten Lebenszyklus eines Produktes berechnet.  Zu den 17 verschiedenen Umweltindikatoren gehörten Klimaveränderung durch den CO2-Ausstoß, die Erschöpfung fossiler Rohstoffe, Übersäuerung des Bodens, Feinstaubbildung, Zerstörung der Ozonschicht sowie Smogbildung.

Das Papier aus Agrarabfällen hat eine um 47 Prozent bessere Ökobilanz als Frischfaserpapier aus FSC-zertifizierter Forstwirtschaft und schneidet um 29 Prozent besser ab als Recyclingpapier.

Das chlorarm gebleichte PaperWise (ECF-gebleicht) für den klaren Druck ist bis zu sieben Mal recyclingfähig. Die ungebleichte hellbraune Variante ist zudem für den direkten Lebensmittelkontakt zertifiziert und sowohl industriell als auch im Garten kompostierbar. Neben Plakaten, Büchern und Broschüren werden auch Kopierpapier, Briefumschläge, Etiketten sowie Kartons und Faltschachteln aus Agrarabfällen hergestellt. Die Fabriken von PaperWise befinden sich in Südamerika und Indien, wo die Bauern neben den Einnahmen aus dem Anbau von Nahrungsmitteln zudem Einkünfte durch die Abgabe von Agrarabfällen erhalten.