Luftreinigungsfilter im Lichtmess Kino

Best Practice-Beispiel

Mit dem Einbau von Luftreinigungsgeräten, die das Infektionsrisiko durch COVID-19-Aerosolpartikel reduzieren, ist das Hamburger Lichtmess Kino für die Wiedereröffnung aufgestellt. Da das Kino über keine raumlufttechnische Anlage (RLT) verfügt und die Belüftung nur über die an der Decke befindlichen Oberlichter erfolgt, ist in diesem Veranstaltungsraum keine Frischluftzufuhr durch eine Intervall-Lüftung möglich. „Der Einbau einer Lüftungsanlage ist in unserem Fall keine Option”, berichtet Carsten Knoop, der gemeinsam mit Dorit Kiesewetter das Lichtmess Kino in Hamburg betreibt.

 

Um das Infektionsrisiko im Kino minimieren zu können, hat sich das Team des Hamburger Lichtmess Kino nach anderen Lösungen umgeschaut. Fachliche Beratung erhielten die Kinobetreiber von Martin Wesselmann, Diplomchemiker und Sachverständiger für Gebäudediagnostik, der Partikel- und Aerosolpartikelmessungen in Innenräumen vornimmt. Als Mitglied der Kommission Innenraumlufthygiene (IRK) am Umweltbundesamt gibt er Empfehlungen, wie sich Belüftungssituationen verbessern lassen. „Der Einsatz von Luftreinigungsgerätschaften kann in schwierig zu belüftenden Räumen zu einer erheblichen Verbesserung der Raumluftqualität und somit einer Reduzierung des Infektionsrisikos beitragen”, erklärt Wesselmann. „Mit Luftreinigungssystemen lassen sich Aerosolpartikel, insbesondere in den Größenbereichen, in denen die COVID-19-Partikel vorhanden sind, erheblich reduzieren.”

Neben den filtrierenden Lösungen gibt es auch Möglichkeiten, Viren durch den Einsatz von UV-Licht oder chemischen Mitteln zu inaktivieren. Die IRK rät von der Vernebelung von Ozon-Zusätzen, Wasserstoffperoxidlösung (H2O2) oder Natriumhypochloritlösung (NaOCl) in die Raumluft ab, da diese starken Oxidationsmittel eine akut reizende Wirkung auf Haut und Schleimhäute besitzen. Die filtrierenden Lösungen haben den Vorteil, dass damit nicht nur COVID-19-Viren, sondern auch andere Partikel wie Feinstaub, Schwermetalle aus der Luft gefiltert werden können.

 

Die Filtrationsleistung der Geräte, die im Lichtmess Kino eingebaut worden sind, liegen bei knapp 200 m³ pro Stunde. Durch Installation von zehn dieser Gerätschaften wird ein Luftwechsel von 2.000 m³ pro Stunde erzeugt. Da ein Luftfiltergerät immer nur einen Teil der Raumluft umwälzt, entspricht der vom Hersteller angegebene Filterwirkungsgrad des reinen Gewebefilters von über 99 Prozent nicht unbedingt der tatsächlichen Reduktion der Partikelbelastung in einem realen Raum. Viel wichtiger ist es deshalb, die Reduzierung von Partikeln in der Raumluft zu messen.

 

 

Mit einem Ultrafeinstaubmessgerät lassen sich sich COVID-19-Partikel, die zwischen 0,1 bis 0,3 Mikrometer groß sind, als auch noch feinere Partikel und andere Viren problemlos erfassen. Bei den Messungen der Luftqualität haben Martin Wesselmann und sein Team die Messgeräte im Kinosaal verteilt, um die Situation überall gleichzeitig zu verfolgen. „Wir beobachten was passiert, wenn wir die Gerätschaften einschalten und wie die Partikelkonzentration in den jeweiligen Abschnitten des Raumes heruntergeht”, erläutert der Diplomchemiker. „Wir haben hier eine homogene Abnahme.” Die dezentrale Luftführung im Lichtmess Kino führt zu einer effektiven Verminderung des Ansteckungsrisikos.

 

„Wir müssen Lösungen anbieten können, die auch messtechnisch belegbar sind“, resümiert Wesselmann. Die Leistungsfähigkeit der Geräte müsse so definiert werden, dass innerhalb von 20 bis 30 Minuten eine Minderung von 80 bis 90 Prozent erfolge. „Das ist die Zielmarke, die auch in Zukunft eine Forderung des VDI (Verein Deutscher Ingenieure) sein wird, der sich mit den Anforderungen an Luftreinigungsgerätschaften beschäftigt, damit die Hersteller ihre Geräte künftig nach diesen Normungskriterien prüfen können.“