Mehrwegbecher im Mathäser

Best Practice-Beispiel

Das Dolby Cinema im Mathäser in München punktet nicht nur dank einer modernen Laser-Projektion mit leuchtenden Kinobildern und einem leistungsstarken Soundsystem, sondern dient der Kinopolis Management Multiplex GmbH auch als Testkino für ein Mehrwegbechersystem. Seit der Eröffnung des Dolby Cinema im Mai 2019 erhalten die Besucher des 314 Platz großen Saals an der Concession-Theke keine Einwegbecher mehr, die nach Gebrauch entsorgt werden. Stattdessen werden den Kinobesuchern im Dolby Cinema Softdrinks in Plastik-Mehrwegbechern serviert, die spülmaschinenfest sind. „Wir sehen uns in der Verantwortung, wenn es Alternativen zum Einwegsystem gibt“, erklärt Andreas Hufer, Gesamtbetriebsleiter F & B der Kinopolis-Gruppe, die in Deutschland 17 Kinocenter mit 142 Leinwänden betreibt.

Die Einführung eines Mehrwegbechersystems in Multiplexkinos ist mit komplexen Anforderungen verbunden. Dies beginnt mit der Auswahl der Becher, die in verschiedenen Größen von 0,3l für Kinder über den 0,5l-Becher bis hin zu Größen von 0,75l, 1,0l und 1,5l an der Concession-Theke angeboten werden. Für den Mehrwegbecher-Test im Mathäser ist ein IML-Becher eines Concession-Anbieters ausgewählt worden, der bis zu hundert Spülgänge übersteht.

 

„Beim Spülvorgang in einer herkömmlichen Gastro-Maschine, in der die Trocknung über die Erhitzung der Produkte erfolgt, stellt sich zudem das Problem, dass ein Plastikbecher die Wärme nicht aufnimmt“, erklärt Hufer. Das hat zur Folge, dass das Wasser in den Kanten der IML-Becher stehen bleibt. Besser zur Trocknung von Plastikbechern eignen sich Spülmaschinen mit Wärmerückgewinnung oder Spülmobile, die speziell für Großveranstaltungen konzeptioniert worden sind. „Für Kinos sind mobile Spül-LKWs allerdings keine Lösung“, betont der Food & Beverage-Experte. Im Mathäser sind zwei Spülmaschinen für die Becherreinigung eingebaut worden, für die eine Trockenzeit von 15 Minuten erforderlich ist.

Das nachhaltige Mehrwegbecherkonzept rechnet sich, sofern die Becher im geschlossenen Kreislauf bleiben. Den Einkaufspreis eines wiederverwendbaren Bechers beziffert der Kinoexperte auf mehr als das Zehnfache eines Einwegprodukts. Hinzu kommen die damit verbundenen Kosten für das Personal und die Spülmaschinen.

 

In einem Kino mit 314 Plätzen ließe sich die Becherrückgabe über ein Pfandsystem regeln. In einem mittleren Multiplex, in dem mitunter rund 1.000 Besucher zur gleichen Zeit aus den Kinosälen strömen, kann nicht ausreichend Personal für eine Pfandrückgabe vorgehalten werden. Automatenlösungen sind mit über 10.000 Euro Anschaffungskosten pro Gerät zu teuer. Daher wird im Dolby Cinema an die Kinobesucher appelliert, auf Nachhaltigkeit zu achten und ihren Becher nicht im Abfall zu entsorgen. Um die Kinogänger dafür zu sensibilisieren, ihren Becher nach Gebrauch wieder abzugeben, hat die Kinopolis-Gruppe dazu Kino-Spots produziert.

 

Video: © Kinopolis Management Multiplex GmbH

 

„Wir werden uns die Zahlen anschauen“, resümiert Hufer. Wenn die Ergebnisse positiv ausfallen, kann sich die Kinopolis-Gruppe eine Ausweitung des Tests auf ein oder zwei Multiplexkinos vorstellen. Während die wiederverwendbaren Becher teuer sind, fällt die dadurch erwirtschaftete Ersparnis beim Abfallmanagement kaum ins Gewicht. Dennoch ist auch Abfallreduzierung für die Kinopolis-Gruppe ein zentrales Thema. „Popcorn-Tüten und Nachoverpackungen werden nur noch aus recycelten Papier angeboten.“