CineCov-Projekt ermittelt geringes Infektionsrisiko im Kino

Nachdem das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt und Hygieneexperten im November 2020 die räumliche Ausbreitung von Aerosolen und CO2 im Konzerthaus Dortmund untersucht hat, ist nun auf Initiative der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e. V. (SPIO) von Wissenschaftler*innen des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP die typische Lüftungssituation in Kinosälen geprüft worden. Die Finanzierung des Projekts CineCoV ist mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) erfolgt.

 

Bei den umfassenden Messungen im Neuen Rex Filmtheater in München, die gemeinsam mit der Universität der Bundeswehr erfolgten, wurden mittels Simulation verschiedene Szenarien durchgespielt. Die Untersuchungen ergaben, dass die infektiösen Aerosole, die möglicherweise vom Publikum freigesetzt werden, zügig durch die Lüftung abtransportiert werden.

 

„Die durch Menschen erwärmte Luft steigt nach oben. Speziell die für Kinosäle typische sogenannte Quelllüftung macht sich diesen Effekt zunutze“, erläutert Prof. Dr. Gunnar Grün, Projektleiter von CineCov. „Dies hat den entscheidenden Vorteil, dass Aerosole und darin enthaltene Viren effektiv abgeführt werden.” Das als gering ermittelte Infektionsrisiko decke sich mit dem geringen Anteil an Warnmeldungen der Luca-App aus Kinos, der 1,7 Prozent beträgt.

„Die aktuellen wissenschaftlichen Analysen belegen, dass Kinoräume für Menschen sicher und nur mit geringem Infektionsrisiko betrieben werden können”, versichert der Kinobetreiber und ehemalige SPIO-Präsident Dr. Thomas Negele, der die CineCov-Studie initiiert hat. „Unser aller Anliegen muss es sein, bereits heute bestmögliche Sicherheitsmaßnahmen für die Zukunft zu standardisieren.”

 

Darüber hinaus hat das Fraunhofer IBP im Kinocenter Trifthof im oberbayerischen Weilheim eine weitere Messkampagne gestartet. Nach ersten Versuchen mit Verfahren zur Desinfektion von Luft und Oberflächen untersucht die Hygiene- und Raumklima-Forschungsgruppe des Fraunhofer IBP mit Hilfe von Modellviren, wie viele infektiöse Aerosole mit und ohne Luftreinigung im unmittelbaren Umfeld einer Indexperson nachweisbar sind.

Zu diesem Zweck werden in repräsentativen Räumlichkeiten Luftreinigungstechnologien installiert und auf ihre Reinigungswirkung untersucht. In Simulationen werden anhand von Surrogat-Viren die Aerosolausbreitung und die strömungstechnischen Verfahren ermittelt. Die daraus resultierenden Erkenntnisse sollen als Grundlage für die Entwicklung von prototypischen Hygienekonzepten für Filmtheater fungieren, die in Kooperation mit dem Institut für Arbeitsmedizin, Sicherheitstechnik und Ergonomie e.V. (ASER) entwickelt werden.