Schadstoffe in Tellern und Trinkhalmen

Einweggeschirr aus Plastik wie Teller, Trinkhalme oder Rührstäbchen sind weitestgehend von der Concession-Theke verbannt worden. Die Umsetzung der EU-Einwegkunststoffrichtlinie soll sicherstellen, dass weniger Plastikabfall und Mikroplastik in die Umwelt gelangen. In Deutschland ist seit dem 3. Juli 2021 durch die Einwegkunststoffverbotsverordnung geregelt, dass vorhandene Bestände noch verwendet, aber keine neuen Produkte mehr auf den Markt gebracht werden dürfen. Sowohl die Kinobetreiber als auch die Hersteller von betroffenen Concession-Artikeln haben sich längst auf diese neuen Anforderungen eingestellt und entsprechende Ersatzprodukte eingesetzt.

 

Diverse Einweg-Alternativen bestehen jedoch aus Pflanzenfasern, die mit Schadstoffen belastet sind, wie eine Untersuchung von vier europäischen Verbraucherorganisationen ergeben hat. Im Rahmen der Studie Towards safe and sustainable food packaging, die der Europäische Verbraucherschutzverband BEUC veröffentlicht hat, sind insgesamt 57 Teller, Trinkhalme und Schüsseln aus Dänemark, Frankreich, Italien und Spanien auf umwelt- und gesundheitsgefährdende Substanzen geprüft worden.

 

Mehr als die Hälfte der getesteten Produkte (53 Prozent) wiesen ungewünschte Stoffe auf, die über dem empfohlenen Richtwert lagen. Während die Spritzmittel-Rückstände von Pestiziden in den Teller und Schüsseln aus Palmblättern nicht als akut gesundheitsschädlich eingestuft worden sind, waren sämtliche Produkte aus Zuckerrohr schadstoffbelastet.

 

Als besonders besorgniserregend bewerten die Prüfer den Einsatz der sogenannten PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen), die als “ewige Chemikalien” nicht in der Natur abgebaut werden können. Diese fluorhaltigen Verbindungen werden aufgrund ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften oftmals in Lebensmittelverpackungen eingesetzt. Die Gesundheitsgefahr, die vom Einsatz dieser Industriechemikalien ausgeht, ist in dem amerikanischen Kinofilm Vergiftete Wahrheit über den Teflon-Skandal thematisiert worden.

 

Die Studie der europäischen Verbraucherorganisationen hat diese Schadstoffe auch in diversen Trinkhalmen aus Papier nachgewiesen. Bei sieben von 18 untersuchten Papiertrinkhalmen wurden die empfohlenen Richtwerte für PFAS oder Chlorpropanolen überschritten, während sich die Werte bei sechs Trinkhalmen knapp unter den Richtwerten bewegten. Nur fünf der untersuchten Trinkhalme aus Papier enthielten keine oder nur sehr geringe Schadstoffmengen.

 

Bislang gibt es noch keine gesetzlichen Regelungen, welche die Einbringung von Schadstoffen in Einweggeschirr und Verpackungen aus Pflanzenfasern oder Papier verbieten. Die Stoffgruppe PFAS umfasst mehr als 4.700 Einzelsubstanzen, deren Einsatz aufgrund ihrer gesundheits- und umweltschädlichen Folgen ab 2025 EU-weit beschränkt werden soll. Das Umweltbundesamt (UBA), die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (Bfr) erarbeiten gemeinsam mit Behörden aus Dänemark, Schweden, Norwegen und den Niederlanden einen Beschränkungsvorschlag, der 2022 bei der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) eingereicht werden soll.

 

Die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien wird durch die europäische Chemikalienverordnung REACH geregelt. Bei Hinweisen auf eine Gesundheitsgefahr kann eine Stoffbewertung vorgenommen werden. Besonders besorgniserregende Stoffe werden auf der Kandidatenliste  auf der Website der ECHA veröffentlicht.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt beim Hersteller, Lieferanten oder Verkäufer zu erfragen, ob mehr als 0,1 Prozent eines Stoffes von dieser Kandidatenliste in einem Produkt enthalten ist.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)  hat eine neue tolerierbare wöchentliche Gesamtaufnahmemenge von 4,4 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht als Summenwert für die Substanzen Perfluoroktansäure (PFOA), Perfluornonansäure (PFNA), Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) und Perfluorhexansulfonsäure (PFHxS) definiert. Der Grenzwert für Perfluoroktansäure, die auch für Antihaftbeschichtungen von Bratpfannen und zur Imprägnierung von Kleidung dient, ist um das 1.700-Fache gesenkt worden.

 

Etwa 90 Prozent der per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen, die im menschlichen Blut nachweisbar sind und sich durch eine mehrjährige Halbwertzeit im menschlichen Körper anreichern, gehören zu diesen vier PFAS. Bei Kindern, die höhere Gehalte an PFOA, PFNA, PFHxS und PFOS  im Blutserum aufwiesen, ist dem Bundesinstitut für Risikobewertung zufolge eine geringere Bildung von Antikörpern  nach üblichen Impfungen beobachtet worden.