Stromerzeugung in Deutschland 2019: Windstrom überholt die Braunkohle

2019 ist in Deutschland erstmals mehr Strom aus erneuerbaren Energien als mit fossilen Energieträgern erzeugt worden, wie die aktuelle Jahresauswertung zur Stromerzeugung in Deutschland belegt. Nach den Berechnungen der Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE ist der Anteil der erneuerbaren Energien an der Nettostromerzeugung von 40,6 Prozent auf 46 Prozent angestiegen. Die Nettostromerzeugung bezeichnet den Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt,

 

Mit den Wind- und Solarenergieanlagen sind 2019 in Deutschland rund 173 TWh Strom produziert worden, woran die Windkraft mit 127 TWh den größten Anteil besaß. Dank des Zuwachses von 15,7 Prozent lag die Windstrom-Produktion vor der Kernenergie und hat zudem in acht Monaten die Stromerzeugung aus Braunkohle übertroffen. Die maximal erzeugte Leistung wurde am 15. März 2019 mit 46 GW Windstrom erreicht.

 

Mit Photovoltaik-Anlagen wurden 2019 etwa 46,5 TWh ins öffentliche Netz eingespeist, was einem Anstieg von 1,7 Prozent gegenüber den Vorjahr entspricht. Den stärksten Anstieg unter den erneuerbaren Energien verzeichnete die Wasserkraft mit 19,2 Twh, die 2019 um 21,2 Prozent zulegen konnte. Die Stromerzeugung aus Biomasse lag mit 44 TWh leicht unter dem Vorjahreswert.

 

Insgesamt sind in Deutschland 2019 ca. 237 TWh Strom aus erneuerbaren Energiequellen produziert worden, was einem Plus von sieben Prozent gegenüber 2018 entspricht. Mit den fossilen Energiequellen wurden 207 TWh erzeugt. Hinzu kommen weitere 71,1 TWh aus Kernkraft. Die Nettostromerzeugung aus nicht-erneuerbaren Energiequellen lag 14 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Nettostromproduktion aus Braunkohle sank um 22,3 Prozent, während sich der Rückgang bei der Steinkohle auf 32,8 Prozent belief.

 

Für diese Entwicklung sind verschiedene Faktoren verantwortlich. Zum einen ist aufgrund des Anstiegs der Stromerzeugung aus Windenergie die Kohlestromproduktion gedrosselt worden. Aber auch die Preisentwicklung spielte eine Rolle. Da bei der Erzeugung von einem MWh Braunkohlestrom rund eine Tonne CO₂-Emissionen entstehen, sind Braunkohlekraftwerke nicht mehr rentabel, wenn der CO₂-Preis in Euro/Tonne genauso hoch wie der Börsenstrompreis in Euro/MWh ist.

 

Die CO₂-Zertifikatspreise sind von 15,79 Euro/Tonne in 2018 im letzen Jahr auf 24,80 Euro/Tonne angestiegen, während der durchschnittliche Börsenstrompreis von 43,26 Euro/MWh in 2018 im vergangenen Jahr auf 36,64 Euro/MWh gefallen ist, wodurch mit der Kohlestromerzeugung eine wesentlich geringere Marge erzielt worden ist.

 

Als weiterer Grund hinzu gekommen sind die niedrigen Gaspreise. Da bei der Stromerzeugung aus Gas weniger CO₂-Emissionen entstehen als bei der Braunkohle-Erzeugung werden dafür entsprechend weniger CO₂-Zertifikate benötigt. „Die Kosten für Gas und CO₂-Zertifikate für die Emissionen des Gaskraftwerks lagen damit zeitweise unter den reinen CO₂-Zertifikatskosten des Braunkohlekraftwerks“, berichten die Experten vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE. Die Gaskraftwerke haben ihre Nettostromproduktion um 21,4 Prozent auf 54,1 Twh gesteigert.

 

Auch für einige Nachbarländer war es aufgrund der höheren CO₂-Preise günstiger, ihren Strom in eigenen Gaskraftwerken Strom zu erzeugen, als den Braunkohlestrom in Deutschland zu kaufen. Aus diesem Grunde waren die Stromexporte in Deutschland 2019 rückläufig und sind von 48 auf 30 TWh gesunken.