Süße Früchte, Sorgfalt in der Lieferkette

Ob Äpfel, Birnen oder Aprikosen, aber auch exotische Früchte wie Ananas, Mangos und Kiwis – Trockenfrüchte sind leckere Snacks, die den kleinen Süßhunger stillen können. Zudem gelten sie als gut und gesund, was durch Label wie “vegan”, “bio” und “fair trade” oftmals hervorgehoben wird. Auch an der Concession-Theke im Kino werden Apfelringe oder Mangoscheiben als nahrhafte Alternative zu anderen Süßwaren goutiert.

 

Bei der Herstellung von Trockenfrüchten wird Obst entweder an der Luft, in der Sonne, im Backofen oder in speziellen Dörrapparaten getrocknet. Bei diesem Prozess wird den Früchten rund 80 Prozent ihres Wassergehalts entzogen, so dass sich Mikroorganismen wie Bakterien oder Schimmelpilze kaum vermehren können. Dadurch bleiben die Früchte bei trockener und luftdichter Lagerung bis zu einem Jahr haltbar.

 

Trockenfrüchte enthalten eine Vielzahl von Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen. Da sie einen weitaus geringeren Wassergehalt als frische Früchte aufweisen, besitzen die restlichen Inhaltsstoffe eine wesentlich höhere Konzentration. Getrocknete Früchte enthalten große Mengen an Antioxidantien und haben dank ihres hoher Ballaststoffgehalts eine darmregulierende Wirkung.  Allerdings ist die Konzentration an Zucker sehr viel höher als bei frischen Früchten, denn während beim Trocknungsprozess der Wasseranteil und das Volumen sinken, bleibt der Zucker in der Frucht komplett enthalten.

 

Der sogenannte Fruchtzucker Fructose wird oft für gesünder gehalten, da er im Gegensatz zur Glucose nicht so schnell den Blutzucker ansteigen lässt. Fructose benötigt kein Insulin, da er über die Leber abgebaut wird. Genau wie Glucose und Saccharose gilt auch Fructose bei übermäßigem Verzehr jedoch nicht als gesund. Als maßvollen Genuss erachtet die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. eine Portion von rund 25 g Trockenobst, was beispielsweise fünf getrockneten Aprikosen entspricht.

 

Während 100 g frische Aprikosen 42 Kalorien haben und 8,5 g Zucker enthalten, bringen 100 g getrockneten Aprikosen 241 Kalorien auf die Waage und enthalten 53 g Zucker. Dank ihrer zusätzlich enthaltenen Nährstoffe besitzen Trockenfrüchte einen ernährungsphysiologischen Vorteil gegenüber herkömmlichen Süßigkeiten. Demgegenüber haben 100 g Gummibärchen beispielsweise 343 Kalorien und einen Zuckeranteil von 78 g.

 

Nachhaltige Beschaffung und Lieferketten

Unter Nachhaltigkeitsaspekten sind auch bei Trockenfrüchten regionale und heimische Obstsorten generell exotischen Früchten vorzuziehen, weil der Transport von Früchten aus entlegenden Gebieten mit einem entsprechenden CO2-Fußabdruck verbunden ist. Für mehr Transparenz bezüglich der Einhaltung von Umwelt- und Arbeitsschutzstandards hinsichtlich des Pestizideinsatzes und fairer Arbeitsbedingungen könnte das geplante Lieferkettengesetz sorgen, das größere deutsche Unternehmen von 2023 an weltweit zur Einhaltung von Menschenrechten und Umweltvorgaben in ihren Lieferketten verpflichten soll.

 

Der Re­fe­ren­ten­ent­wurf der Mi­nis­te­ri­en für Ar­beit, Wirt­schaft und Ent­wick­lung, der Mitte März 2021 vom Ka­bi­nett ver­ab­schie­det werden soll, ist umstritten. Während einige Wirtschaftsverbände eine zivilrechtliche Lieferkettenhaftung ablehnen, fordern Umweltschutz- und Menschenrechts-Organisationen, dass Unternehmen Verantwortung für den Schutz von Umwelt und Menschenrechten in der gesamten Lieferkette übernehmen sollten.

 

Auch in Brüssel wird an einem entsprechenden Gesetzesvorschlag gearbeitet. Das EU-weite Lieferkettengesetz sieht vor, dass Unternehmen zivilrechtlich haften sollen, sofen die Umwelt- und Arbeitsschutzstandards in ihrer Lieferkette nicht eingehalten werden. Das Europaparlament soll im März über diesen legislativen Initiativbericht abstimmen, den der Rechtsauschuss beschlossen hat. In einer 572 Seiten umfassenden Studie zur Sorgfaltsspflicht in der Lieferkette hat die EU-Kommission dokumentiert, dass die Einhaltung menschenrechtlicher und umweltbezogener Standards großen Unternehmen im Schnitt 0,005 Prozent ihres Umsatzes kosten würde.