Wind bleibt die wichtigste erneuerbare Energiequelle

Der Anteil der erneuerbaren Energien an der öffentlichen Nettostromerzeugung ist im ersten Halbjahr 2021 unter die 50 Prozent-Marke gesunken, wie das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE auf der Basis der verfügbaren Monatsdaten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zur Elektrizitätserzeugung ermittelt hat. Die Erzeugung aus erneuerbaren Energien hatte einen Anteil von 47,9 Prozent an der Nettostromerzeugung zur öffentlichen Stromversorgung. Im Vorjahr war in dem Strommix, der aus der Steckdose kommt, noch ein Anteil von 55,8 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien enthalten.

 

Für den Rückgang sind vor allem zwei Faktoren maßgeblich. Zum einen verzeichnete die Windkraft einen starken Rückgang von 20,5 Prozent. Zum anderen lag die Last durch die Industrieproduktion, die durch die Pandemie rückläufig gewesen war, im ersten Halbjahr 2021 wieder auf dem Niveau der Vor-Corona-Ära. Aus Solar- und Windenergieanlagen wurden insgesamt 87,3 Terawattstunden (TWh) in das öffentliche Netz eingespeist. Im ersten Halbjahr 2020 stammten 102,9 TWh Strom aus Photovoltaik- und Windenergieanlagen.

 

Die Erzeugung und Einspeisung von PV-Strom ins öffentliche Netz ist mit 28,31 TWh im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahr mit 27,9 TWh gestiegen und besaß damit einen Anteil von 11,2 Prozent an der öffentlichen Nettostromerzeugung. Die Windenergie ist wetterbedingt um 15,2 TWh auf 58,98 Twh zurückgefallen, bleibt aber mit Abstand wichtigste erneuerbare Energiequelle. Zudem gelten 2019 und 2020 als überdurchschnittliche Windjahre.

Mit einem Plus von 15,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr und 11,10 TWh hat die Stromherstellung aus Wasserkraft im ersten Halbjahr deutlich zugelegt. Aus Biomasse kamen 22,4 TWh hinzu. Insgesamt ist aus den erneuerbaren Energiequellen Solar, Wind, Wasser und Biomasse  mit 120,8 TWh im ersten Halbjahr 2020 erheblich weniger Strom produziert worden als im Vergleichszeitraum 2020 mit insgesamt 136,1 TWh.

 

Durch die wieder stärker aufgenommene Industrieproduktion ist die Last von 234,2 TWh im ersten Halbjahr 2020 aktuell auf 248,5 Twh angestiegen. Der Anteil der Stromproduktion aus fossilen und nicht erneuerbaren Energiequellen belief sich auf 52,1 Prozent. Insgesamt 32,2 TWh Strom stammten aus Kernkraftwerken. Eine regelrechte Renaissance erlebte die Kohlestromerzeugung. Die Braunkohlekraftwerke lieferten mit 45,8 Twh insgesamt 37,6 Prozent mehr Strom als im ersten Halbjahr 2020. Die Nettoproduktion aus Steinkohlekraftwerken ist um 38,9 Prozent auf 20,4 TWh gestiegen.

 

Langfristig betrachtet ist die Stromerzeugung aus Kohle- und Kernkraftwerken jedoch rückläufig und war 2021 niedriger als im Vergleichszeitraum 2019. Aufgrund der gestiegenen Kosten für CO₂-Zertifikate erfolgt eine zunehmend Umstellung von Kohle zu Gas. Mit 30,7 TWh konnten die Gaskraftwerke gegenüber dem Verleichszeitraum 2019 ein Plus von 25 Prozent verzeichnen.

Der durchschnittliche CO₂-Zertifikatspreis von 21,91 Euro pro Tonne CO₂ im Jahr 2019 ist 2021 auf 42,33 Euro pro Tonne CO₂ verdoppelt worden. Dadurch werden Kohlekraftwerke, die pro Megawattstunde Strom etwa eine Tonne CO₂ erzeugen, unwirtschaftlich.

Im ersten Halbjahr 2021 war die Wirtschaftlichkeit von Kohlekraftwerken nur gegeben, weil sich der Day Ahead-Strompreis am Spotmarkt der Strombörse, an der kurzfristige Stromkontingente gehandelt werden, von 22,94 Euro/MWh auf 53,42 Euro mehr als verdoppelt hat.